Die beste Form der Auslastung sind und bleiben aus meiner verhaltenstherapeutischen Sicht ENTSPANNTE Spaziergänge.
Das Erkundungsverhalten bei Hunden beinhaltet das Erforschen der Umgebung und das Mitteilen der eigenen Persönlichkeit in der Umgebung. Ein oftmals unterschätzter Faktor für den Selbstwert eines hochsozialen Lebewesens.
Ein Hund, der sich ausdrücken und hundgerecht kommunizieren darf – sprich: sich rundum wohlfühlt – wird auch eher positive und somit wünschenswerte Verhaltensweisen entwickeln (wie man in dem Video auch sehr gut erkennen kann).
Hundespaziergänge sollten stets im eigenen Tempo und natürlich im passenden Hundegeschirr an lockerer Leine stattfinden und zwischen bekannten und unbekannten Gebieten wechseln.
Idealerweise sucht man die Strecken des künstlichen Reviers in regelmäßigen Abständen immer mal wieder auf, damit dein Hund abgleichen und die Geschichten weiterlesen kann.
Hundespaziergänge sollten mindestens 1-4 Stunden und ca. 2-3x täglich stattfinden – je nach Hundetypus, Haltungsform, Alter und körperlicher Fitness.
Damit ist nicht gemeint, dass man nun bspw. mit dem Hund 1.5 Stunden am Stück joggt, mit dem Rad fährt oder den Hunden von A nach B hetzt.
Die Welt unserer Hunde ist naturgemäß langsam, entspannt und genussvoll. Alles andere ist durch Menschen gemacht oder deutet auf Defizite im Gesundheitsstand hin und hat meist wenig mit dem Hund zu tun.
In der Hundepsychologie spricht man auch vom Erschaffen des „künstlichen Reviers“, indem Hunde Duftmarken anderer erschnüffeln können. So sammeln sie Informationen über Artgenossen oder auch andere Menschen und Tierarten – wie zum Beispiel das Geschlecht, Alter, Gesundheitszustand, Hormonstatus und emotionale Verfassung. Sie orientieren sich anhand dieser Informationen in “ihrem” Revier und teilen sich selbst ihrer Umwelt mit.
Wusstest Du, dass Hunde sich anhand von Duftmarken ihr Gegenüber merken können? Ähnlich zu dem, wie Menschen sich Gesichter anderer Menschen einprägen, tun Hunde dies anhand der Duftmarken – wie zum Beispiel: Urin, Kot und Schweißabdrücke durch Pfoten scharren.
Zudem sind Hunde nicht nur in der Lage Gerüche zu selektieren, sondern auch Schwankungen im Geruch (Hormonschwankungen, Krebszellen, Diabetes) wahrzunehmen.
Das bedeutet zum Beispiel auch, dass dein Hund ggf. völlig entspannt auf einen Hund reagiert, den er zwar noch nie gesehen hat (oder auch gegenteilig), aber aus Hundesicht bereits „kennt“ – weil dieser Hund regelmäßig durchs gleiche Revier streift und Informationen hinterlässt.
Dein Hund erkennt dann diesen Hund bspw. einfach durch den Geruch und die gespeicherten Duftmarken (Informationssammlung).
Es ist daher besonders wertvoll, wenn dein Hund regelmäßig Gebiete durchstreifen kann, wo er auch schon mal war und abgleichen kann, was zwischenzeitlich so passiert ist – “Zeitung (weiter)lesen”. Menschen lesen eben Zeitungen und Hunde nutzen ihren Geruchssinn, um wichtige Informationen über ihre Umgebung und andere Menschen und Tiere zu sammeln. Andersrum teilen sie sich durch eigene Hinterlassenschaften ihrem Umfeld mit.
Ein oftmals unterschätzter Aspekt für den Selbstwert deines Hundes. Entspannte Hunde sind eben selbstsicher. Unsichere Hunde hingegen sind meist (wie beim Menschen auch) genau die, denen Kommunikation und das Mitteilen der eigenen Bedürfnisse & Gefühle untersagt wird.
Hunde nehmen ihre Umgebung überwiegend olfaktorisch wahr und nutzen einen Großteil ihres Gehirns zum Verarbeiten und Wahrnehmen von Gerüchen. Folglich nehmen Hunde Gerüche auch viel intensiver wahr und können Duftinformationen verarbeiten, von denen wir Menschen nicht mal registrieren, dass es diese überhaupt gibt. Wir haben schlichtweg keine Ahnung.
Duftmarken anderer sind wertvolle Informationen und persönliche Botschaften – aus Hundesicht. Auch dein Hund teilt sich über seine eigenen Duftmarken seiner Umwelt mit. Jemanden das pinkeln, koten oder scharren zu verbieten, bedeutet ihm „sein Wort zu verbieten“. Das formt unsichere Hunde, formt Frustration und das Resultat sind Verhaltensauffälligkeiten und unerwünschte Reaktionen. Natürlich sollten Hunde nicht willkürlich überall (z.B. auf Privatgrundstücken) ihre Hinterlassenschaften platzieren, aber das kannst Du als Hundehalter:in ja ganz einfach steuern oder eben wegmachen.
Urinieren, Scharren & Koten bedeutet KOMMUNIZIEREN. Dein Hund teilt so seiner Umwelt mit, dass es ihn gibt.
Das „Drüberpinkeln“ bedeutet Zugehörigkeit – machen Hunde auch, wenn Hundehalter:in selbst mal unterwegs ins Gebüsch macht. Null komma null hat das mit Dominanz zu tun, sondern demonstriert reine Dazugehörigkeit!
Duftmarken hinterlassen, ist eine ganz natürliche soziale Interaktion deines Hundes und pure Kommunikation. Das Streifen durchs “eigene Revier” fördert die Dazugehörigkeit und den Austausch mit Artgenossen in seinem Umfeld. Es ist unbedingt erforderlich, dem Hund das sichere Erkunden der Umwelt zu ermöglichen. Achte also darauf, dass dein Hund entspannt erkunden kann und weder Meide- noch Aggressionsverhalten trainiert. Ggf. braucht es dein verantwortungsbewusstes Management als Hundehalter:in.
Es ist essentiell das Hunde auch ihre eigenen Wege aussuchen dürfen, um ihre natürlichen Instinkte ausleben zu können, sich mitzuteilen, die Gegend zu erkunden und ihr Auslaufgebiete zu erweitern – um Langeweile und geistiger Unterforderung vorzubeugen.
Deshalb sind die immer gleichen Feldwege in den seltensten Fällen eine sinnvolle Beschäftigung bzw. Auslastung – es sei denn, Du hast einen Angsthund, der erstmal zur Ruhe kommen muss und wenig Input braucht, um sich zurechtzufinden.
Die hündische Wahrnehmung im entspannten Tempo fördern, führt zu einem ausgeglichenen Hund, einer gesünderen Psyche und glücklicheren Lebensqualität.
Du hast keine Ahnung, wie du das mit dem “künstlichen Revier” anstellen sollst? Dann buche jetzt deinen individuellen Beratungstermin.